Um festzustellen, für welche Anforderungen das Veenhuis Ecoline-Fass reicht und wo man mit dem Premium Integral besser bedient ist, haben wir zwei Güllegespanne bei ihrer Arbeit in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern begleitet.
Die gelben Fässer des niederländischen Herstellers Veenhuis positionieren sich klar im Premiumsegment. Und nicht nur die Premium Integral-Fässer, auch die Profiline Serie werden von Profibetrieben nachgefragt. Dabei schiebt die neueste Technik in der NIR-Sensorik die Fässer stärker auf die vorderen Ränge im Profi-Segment. Den: Auch in der Gülleverwertung und in den emissionsarmen Ausbringverfahren sind die Niederländer weit voraus.
Als die Kverneland Group Deutschland den Vertrieb für die Veenhuis-Gülletechnik in Deutschland und Österreich übernahm, waren die Kunden hauptsächlich große Betriebe und professionelle Lohnunternehmnen. Dort lag der Absatz für die Profiline und Premiumline-Fässer. Die Ecoline-Serie ging dabei etwas unter, denn solche Fasswagen konnte man auch von heimischen Herstellern beziehen. Um auch kleineren Betrieben mit hoher Eigenmechanisierung ein einfach ausgestattetes Fass in der passenden Preislage bieten zu können, musste ein Überarbeitung der Ecoline-Fässer her. So kam zur EuroTier 2016 die ,,abgespreckte” Serie der Veenhuis Profiwagen auf den Mark – vorerst jedoch nur in Tandemausführung. Und um die Frage vorweg zu nehmen: Einachser und Tridem werden folgen.
Doch wo reicht einfache Technik aus, und wo beginnt das Profisegment bei Güllefässern? Für diese Fragestellung haben wir die beiden meistverkauften Veenhuis-Fässer aus der Mittelklasse und aus dem Premiumsegment unter die Lupe genommen: den Ecoline-Tandemwagen im Grünlandeinsatz und das Premium Integral-Fass zur Maislandbestellung. Auf Seite 60 haben wir die Basisdaten beider Testwagen direkt genübergestellt. Doch zunächst die wichtigsten Merkmale inklusive weiterer Ausstattungsoptionen der Fässer im Detail, beginnend mit dem Einstiegsmodell …
Volle Mittelklasse
Was bei Kverneland Veenhuis das Einstiegsmodell in die Gülletechnik ist, läuft bei anderen Herstellern in Deutschland anhand der Ausstattungs- und Komponentenvielfalt unter dem Begriff der Mittelklasse. Für die neue Generation der Ecoline-Fässer wurden Bauteile der Veenhuis Profiline- und Premium Integral-Serie übernommen. Dazu zählen die großen Radkästen, verschiedene Beschleunigeroptionen und einige Ansaugvarianten. Da bisher nur die Tandemwagen die Überarbeitung erhalten haben, besitzen beispeilsweise die ,,älteren” Ecoline Einachser oder Tridem noch keine integrierten Radkästen. doch wie bereits erwähnt ist es nur eine Frage der Zeit, bis Veenhuis den beiden Modellen die Überarbeitung spendiert.
Die neue Tandemvariante gibt es in den Behältergrößen von 11.500 bis 19.000 m³ Fassungsvermögen – insgesamt sind es fünf Modelle. Rahmen und Deichsel sind fest verschweißt. Serienmäßig ist die Ecoline-Reihe komplett feuerverzinkt und mit Klarlack beschichtet.
Neben der Vakuumpumpe MEC II von Battioni Pagani mit über 13.500 l/min Luftdurchsatz – bei Veenhuis gibt es für alle Fassserien nur diesen Vakuumkompressor – können die Fässer auch mit Exzenterschneckenpumpen ausgestattet werden. Damit kann der Kunde sich entweder für die Vorteile eines Vakuumfasses oder Pumptankwagens eintscheiden. Mit den Pumpen wird sowohl Gülle angesaugt als auch ausgebracht. Dass das nicht selbstverständlich ist, sehen wir später bei den Premium Integral-Fässern. Beide Pumpen werden übrigens über die 1.000er-Zapfwelle des Schleppers angetrieben. Die Exzenterschneckenpumpe kann in den drei Pumpengrößen mit 4.000, 5.600 oder 7.800 l/min Leistung bestellt werden. Für diese Pumpentechnik empfiehlt es sich, einen Schneidfilter zu verwenden, um sie vor Schäden zu bewahren.
Für schnelles Befüllen sorgen Zentrifugalbeschleuniger an den Ansaugpunkten. Optional können die Turbo-Befüller via elektrischer Fernbedienung betätigt werden. Die Beschleuniger sind Eigenkonstruktionen von Veenhuis und erreichen eine Förderleistung von ca. 8.000 l/min. Zudum gibt es Ausbringbeschleuniger in der Zuführleitung zum Verteiler. Diese liefern rund 5.000 l/min an Förderleistung.
Ein Eco-Fahrwerk?
Das BPW-Tandem-Fahrwerk greift auf massive Achsen der Stärke 150 x 150 mm zurück. Bremstrommeln der Größe 420 x 180 mm sorgen für die nötige Verzögerungswirkung. die gleichen Dimensionen sind auch beim Premium Integral zu finden – hier wurde beim Ecoline also nicht auf Kosten der Sicherheit gespart. Gefedert wird der Ecoline-Tandemwagen über eine Luftfederung, und das serienmäßig – selbst im einsteigermodell setzt Veenhuis also auf Fahrkomfort und Stabilität. die hydraulische Zwangslenkung sorgt ebenfalls für erhöhte Fahrsicherheit und Komfort, die ist jedoch aufpreispflichtig. Standard ist die Nachlaufachse, die über ein DW-Ventil hydraulisch gesperrt werden kann. als weitere Option bietet Kverneland Veenhuis sogar eine elektro-hydraulische Lenkung für das Ecoline an. Diese Variante ist aber nur in Kombination mit einer ISOBUS-Steuerung möglich.
Profi-Zubehör
Die Optionenliste bei der neuen Generation Ecoline-Fässer ist zwar nicht so umfangreich wie bei den Premium Integral- oder Profiline-Fässern, dennoch gibt es einige Ausstattungsoptionen, mit der sich das Fass stark Richtung Profiline bewegt. Die Grundausstattung ist recht einfach gehalten, unsere Testmaschine hatte da schon eine hohe Ausstattung. Unter anderem zählte dazu die ISOBUS-Steuerung über das Kverneland Terminal TellusGo – andere ISOBUS-Terminals oder das Schleppereigene sind natürlich auch möglich. Über ISOBUS lassen sich zum Beispiel die Injektorfunktionen (Klappung, Senken/Heben), Verteiler ein/aus, Heckschieber auf/zu und Umstellung Druck/Vakuum ansteuern. Ohne die ISOBUS-Option kann die Basismaschine mithilfe von 4 DW-Steuergeräten bedient werden. So kann beispielsweise ein einfach ausgestattetes Tandemfass mit 16.600 m³ Fassungsvermögen ab 56.000 euro konfiguriert werden.
Zur Serie gehören die Anbaupunkte für ein Hubwerk und Gestänge. Die 4-punkt-Hubwerksvorrichtung ist einfachwirkend und wird für den Anbau von Schleppschläuchen und -schuhen benötigt. Für schwere Injektoren ist es allerdings nicht freigegeben. Wer weiterhin auf alte Technik setzt, kann auch Prallteller oder Möschaverteiler montieren. An dem Testgüllewagen war der Veenhuis-eigene Schleppschuhverteiler Ecoslide XL angebaut, der zusammen mit der neuen Generation Ecoline-Fässer vorgestellt wurde.
Zum Befüllen lassen sich gegen Aufpreis die seitlichen Andockarme der Profiline- und Premium Integral-Reihe montieren, oder verschiedene Seiten- und Heckanschlüsse. Laut Veenhuis kommt bereits ab März eine Reifendruckregelanlage für die Ecoliner – man bedient sich dabei an den bestehenden Zubehörprogramm der beiden höheren Baureihen.
Premium ist … Premium
Wie schon der Name Premium Integral verrät, sind wir im Spitzensegment angekommen. Die Basis des Premium Integral bietet die Technik aus der Profiline-Baureihe, die sich zwischen der Ecoline- und Premiumline-Serie positioniert. die grundlegenden Unterschiede zum Profliline-wagen liegen in der Pumpentechnik und in den kranvarianten. die Behälter sind hingegen komplett identisch: selbsttragende Konstuktion, metallisiert lackiert und mitintegrierten Radkästen. Insgesamt können Landwirte und Lohnunternehmer zwischen sieben Grundmodellen wählen, die sind anhand ihrer Behältergrößen unterscheiden. Vier Behältergrößen von 14.850 l bis zu 20.000 l stehen in der Kategorie Tandemfahrwerk und die drei Größen 22.000, 26.500 oder 30.000 l für den Tridemwagen zur Wahl. Zusätzlich ordnet Veenhuis den Fässern verschiedene Ansaugoptionen. zu – mit Kranandockrohr, Kransaugarm und Schlauch. In der letztgenannten Variante lassen sich z.B. auch seitlich angebrachte Ansaugarme montieren, wie sie etwa unsere Testmaschine hatte.
Wichtiges Merkmal der Premium Integral-Fässer ist die Pumpentechnik, denn Veenhuis setzt zum Ansaugen und Ausbringen auf verschiedene Technologien. Bei der Ausbringpumpe handelt es sich um eine Zentrifugalpumpe. Sie wird direkt über die Zapfwelle des Schleppers angetrieben und bringt 12.000 l/min Ausbringleistung. eine weitere Alternative ist der Antrieb über eine eigene Bordhydraulik. Vorteile der Zentrifugaltechnik sind die hohe Leistung, die Unempfindlichkeit gegenüber Fremdkörpern und ein geringer Verschleiß – sie benötigt also keine Schneid- und Filtereinheiten. Doch es gibt einen großen Nachteil: Die Pumpentechnik ist nicht ansaugfähig, die Zentrifugalpumpe läuft also nur bei Ausbringung und Umlauf. Darum hat Veenhuis dem Premium Integral-Fass zum Ansaugen eine Vakuumpumpe verpasst (außer für den Kransaugarm inklusive Tauchpumpe). Der MEC II Kompressor von B&P liefert mit 13.500 l/min eine starke Leistung – Kverneland Veenhuis hat ausschließlich diesen Kompressortyp im Programm. Der Antrieb erfolgt hydraulisch über die Schlepperhydraulik. Die Pumpe entlüftet das Fass und erzeugt lediglich im Andockrohr/-kranbis zum Befüllbeschleuniger ein Vakuum. Ab dann drückt der Turbobefüller die Gülle in den Behälter. Er wird hydraulisch via Power Beyond angetrieben. Um Standzeiten zu reduzieren und die Befüllung zu beschleunigen, gibt es weire Zentrifugalbeschleuniger am Saugarm bzw. Kran.
Wenn es um die Ausbringung geht, kommt die automatische Dosierung ins Spiel. Dabei regelt ein Kugelhahn auf dem Fass die Ausbringmenge in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit. Für die genaue Geschwindigkeit sind Radsensoren am Fass intalliert. Der Fahrer braucht lediglich die gewünschte Ausbringmenge pro Hektar ins Terminal eingeben und ab dann übernimmt das Premium Integral die Steuerung. Die vollautomatische Dosierung ist eine Option, serienmäßig ist ein manueller Dosierhahn verbaut.
Bei dem Behälter unseres Testfasses handelte es sich um ein Zweikammerfass (der Länge nach unterteilt) mit Sektionsentleerung. Bedeutet: Beim Ausbringen der Gülle entleert sich zuerst die hintere Kammer. Die vordere bleibt nocht recht lange gefüllt. So hat man stets einen hohen ,,Kopfdruck” und damit genug Gewicht bzw. Stützlast auf der Schlepperhinterachse.
Massives Fahrwerk
Das Fahrwerk der Veenhuis Premium-Fässer macht einen massiven und stabilen Eindruck. Die achsen haben die Dimension 150 x 150 mm, die Bremstrommeln 420 x 180 mm. Das Achsaggregat liefert ADR und ist hydraulisch gefedert. Dank des optional erhältlichen Fahrhöhensensors passt sich das hydraulische Fahrwerk automatisch den Bedingungen an (wie beispielsweise an den Befüllzustand) oder realisiert einen Hangausgleich. Auch die Integral-Bauweise sorgt für einen hohen Fahrkomfort. Dank dieser lassen sich beispielsweise bei unter 3,0 m außenbreite dicke Vredestein 800/60 R32 aufziehen. Selbstverständlich ist auch eine hydraulische Zwangslenkung vorhanden – und zwar serienmäßig. Optional bietet Veenhuis eine elektronische Zwangslenkung an, wie sie auch unsere Testmaschine besaß. Wer über die serienmäßige 32-Zoll-Bereifung hinaus mehr Bodenschonung benötigt, kann auf eine Teleskopachse zurückgreifen. Die Mittelachse (bei Tridemwagen) oder die vordere Achse (bei Tandemwagen) wird beidseitig um 50 cm nach außen geschoben, sodass sie in einer anderen Spur als Schlepper und Fass läuft. Speziell für Tridemfässer gibt es eine hydraulische Achsentlastung der ersten Achse. Die Achse hebt zwar nicht aus, sie wird aber dennoch nicht mit Gewicht des leeren Fasses belastet.
die optionale, hydraulisch gefederte Zugdeichsel rundet das Kapitel Fahrwerk ab. Mithilfe dieser Deichsel lassen sich einerseits der Komfort und die Fahrsicherheit auf der Straße erhöhen. anderseits kann über die Hydraulikfunktion dass Fass entsprechend ausgerichtet werden. die Bedienung ist elektrisch.
Noch mehr Ausstattung
Für die Premium Integral-Baureihe ist das aber noch nicht das ende der Fahnenstrange. Beginnen wir mit dem schweren Hubwerk, das bei den Profiline- und Premium Integral-Güllefässern identisch ist: die Hubvorrichtung ist serienmäßig dabei, und sowohl für Grünland- wie für Ackerlandinjektoren geeignet. Dazu zählen auch die Schlitzgeräte, welche ein beachtliches Gewicht auf die Waage bringen. Natürlich können auch große Schleppschlauchverteiler mitgeführt werden. Alle Anschlüsse für die Anbaugeräte sitzen ordentlich in einer Kulisse, und sie sind von der linken Maschinenseite gut zu erreichen.
Bei schwerer Ausbringtechnik steht die Frage nach der nötigen Stützlast im raum. Veenhuis löst das Problem, indem die Fässer bereits ab Werk für schwere Injektoren ausgelegt sind. Wer also die Premium-Fässer mit leichterem Schleppschlauch- oder Schleppschuhverteiler einsetzt, hat unnötig viel Stützlast auf der K80-Kugel. Mit dem hydraulischen Fahrwerk samt Entlastungen kann beim leeren Fass gegebenfalls die Gewichtsverteilung korrigiert wrden. Auch die beiden Deichselzylinder können helfen. Wer andersherum mehr Stützlast auf dem Schlepper transportieren möchte um mehr Traktion zu erzeugen, kann zusätzlich einen optionalen Topdruckzylinder montieren. Laut Kverneland Veenhuis ist die Nachfrage aber rückläuftig. Zu den weiteren Optionen zählt eine integrierte reifendruckregelanlage. Bei unserer Testmaschine war diese nicht mit an Bord. Da die Achsen des Tridemwagens vorm Landwirt vorgebohrt bestellt wurden, kann die Anlage auch nachträglich installiert werden.
Bedienung: Die Premium-Steuerung erfolgt über ISOBUS – entweder über dass schleppereigene Terminal oder ein separates Terminal. Seriemäßig wird das Tellus GO-terminal aus dem Hause Kverneland angeboten, was auch in unserem Test im Einsatz war. Für die Bedienung des Ansaugarms ist zusätzlich ein Joystick notwendig. Der Ansaugarm kann optional anstelle des Andockkrans bestellt werden. Bei Veenhuis Gibt es diesen in verschiedenen Ausführungen. Die Testmaschine hatte den Arm vorne an der rechten Seite montiert. Er ließ sich ausfahren und schwenken, um oben an den Zubringern anzudocken. Verschiedene Seiteanschlüsse und -schieber runden das Kapitel ab. Laut Kverneland Veenhuis steigt die Nachfrage nach NIR-Sensorik. Zwar ist die Technik noch zu teuer, aber ein späteres Nachrüsten ist kein Problem.
(Ressource: Traction Magazin)